Als designerin stehen bei mir immer Miss Marys kundinnen im zentrum

17 Jan 2020 8:25 AM
Annica Svensson

Wie ist es, als Unterwäschedesignerin zu arbeiten? Im Blog dieser Woche treffen wir Miss Marys Designerin und Schnittkonstrukteurin Marie-Louise Asphäll, um einen Einblick zu bekommen, wie neue Kollektionen entworfen und geschaffen werden. Außerdem wollten wir gerne wissen, ob sie im Sortiment Lieblingsstücke hat. Dies und noch viel mehr erfahren Sie in unserem ausführlichen Interview.


Wenn Sie in den letzten Jahren einen BH von Miss Mary gekauft haben, stehen die Chancen gut, dass er von Marie-Louise Asphäll entworfen wurde, die jetzt schon fast 10 Jahre bei uns ist. Zusammen mit ihren Kolleginnen Anne Nero und Ing-Marie Axelsson, die ebenfalls mit Design und Schnittkonstruktion in der Hauptniederlassung im schwedischen Borås arbeiten, ist sie für alle unsere neuen Kollektionen verantwortlich. Ein gut eingespieltes Trio und fantastische Kolleginnen, mit denen wir gerne zusammenarbeiten. Daher besuchten wir die Designabteilung, um ein paar Worte mit Marie-Louise zu wechseln und um zu erfahren, was erforderlich ist, um einen Qualitäts-BH herzustellen.

Marie-Louise mit zwei ihrer persönlichen Favoriten aus Miss Marys BH-Sortiment.


Wie sieht für dich ein typischer arbeitstag aus?
Ich mache Anproben von einem oder mehreren der Stücke, die ich gerade entwickele, entweder mit einer Kollegin oder einer der Frauen, die zur Anprobe zu uns kommen. Wenn wir mit der Passform des BHs nicht zufrieden sind, machen wir die erforderlichen Änderungen und schneiden ein neues Exemplar in derselben Größe zu, das dann von unserer Nähabteilung gefertigt wird. Sitzt der BH gut, setze ich mich an den PC und konstruiere die nächste Körbchengröße. Wir sind drei Designerinnen/Schnittkonstrukteurinnen, die alle mit mehreren Modellen gleichzeitig arbeiten.


„Als Designerin stehen bei mir immer Miss Marys Kundinnen im Zentrum“


Was macht dir bei deiner arbeit am meisten spass?
Schwer zu sagen, weil alle Schritte gleichermaßen interessant sind. Es gibt konkrete Start- und Endpunkte bei den Aufgaben, jedes Stück und jede Kollektion sind ja individuelle Projekte. Eine neue Kollektion zu entwerfen, ist eine echte Herausforderung. Wir sammeln Inspirationen und Materialien und entwickeln dann eine Kollektion so wie wir glauben, dass sie unseren Kundinnen gefällt. Alles wird miteinbezogen – Materialwahl, Größenspanne, Art von Modell usw. Das Arbeiten mit der eigentlichen Passform ist ebenfalls interessant. Dies tun wir, nachdem die Probestücke zum Fotografieren fertig sind. Hier in unserer Abteilung arbeiten wir sehr eng zusammen. Der Austausch mit unseren Kolleginnen ist wichtig, weil wir das beste Ergebnis erzielen möchten. Es ist sehr angenehm, an einem Ort zu arbeiten, an dem keiner das Bedürfnis hat, sich zu profilieren. Es gibt kein Ich och Mein, sondern immer ein Wir und Unser. Ein tolles Gefühl.


Was hat du gemacht, bevor du zu Miss Mary kamst?


Ich habe an der an der Textilhochschule in Borås Designtechnik studiert. Diese Ausbildung habe ich mit einer einjährigen Grundausbildung im Bereich Modedesign komplettiert, ebenfalls an der Textilhochschule. Davor wohnte ich in Stockholm und hatte einige Jahre ein eigenes Nähateliér. Außerdem bin ich ausgebildete Schneiderin. Abgesehen von der Modebranche habe ich auch im Bereich Einrichtung gearbeitet, unter anderem bei Einrichtungszeitschriften als Redaktionsassistentin und als freiberufliche Einrichterin.


„Es gibt kein Ich och Mein, sondern immer ein Wir und Unser.“

Es ist ungewöhnlich, gleichzeitig als designer und schnittkonstrukteur zu arbeiten. Was ist der vorteil bzw. Die grösste herausforderung, um beiden aufgaben gerecht zu werden?


Der Vorteil ist, dass wir den gesamten Prozess kennen und verstehen. Als Designerin ist es für mich ein immenser Vorteil, dass ich auch Schnitte konstruieren und eine Passform entwickeln kann, ich weiß, welche Schnitte an einem Körper funktionieren. Das ist ungeheuer wichtig, wenn man eng anliegende Kleidung fertigt, die heben und stützen soll. Es ist wirklich toll, den gesamten Prozess mitzuverfolgen – von der ersten Entwurfsskizze zum fertig genähten BH. Der einzige Nachteil ist, dass wir in unserer Designarbeit unter Umständen unserer Kreativität nicht ganz so freien Lauf lassen, weil wir immer darauf schauen, wie ein Stück in der Produktion funktioniert, z. B., was passiert, wenn ein Modell auch in großen Größen funktionieren soll. Man bremst sich unter Umständen im Designprozess unbewusst, indem man z. B. denkt, „nein, dieser Schnitt funktioniert bei diesem Material nicht“. Man denkt bereits im kreativen Prozess an die technische Umsetzung. Wenn man für die Entwürfe eines anderen Designers Schnitte konstruiert, ist man automatisch mehr gefordert, eine Lösung zu finden, man muss es irgendwie hinkriegen. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich in meiner Arbeit beides tun kann. Es macht mir Spaß, mich selbst herauszufordern und hier wird es nie langweilig.


„Es ist toll, ein Stück von der Idee bis zur Anprobe in allen Größen zu verfolgen.“

Miss Marys Designerinnen und Schnittkonstrukteurinnen Marie-Louise, Anne und Ing-Marie.


In der designabteilung seid ihr drei designerinnen/schnittkonstrukteurinnen machst du bei miss mary immer den schnitt für deinen eigenen entwurf oder wechselt ihr euch ab?


Wir entwerfen eine Reihe Modelle, die wir dann in zwei Kollektionen aufteilen, und da können wir nicht steuern, wie viele Modelle wir pro Kollektion bekommen (wir arbeiten mit mehreren Kollektionen gleichzeitig), d. h., wir arbeiten mit den Modellen der anderen, absolut. Und das macht ja auch genauso viel Spaß. Es ist toll, an sämtlichen Schritten eines Modells – vom Entwurf bis zum Probemuster in allen Größen – dabei zu sein, genauso wichtig ist jedoch das Feedback, das man erhält und anderen gibt. Es ist ein Geben und Nehmen. Niemand will sich profilieren. Wir arbeiten eng zusammen, und bei der Anprobe unserer Modelle sind wir oft alle dabei und werten gemeinsam aus. Bei uns herrscht ein gutes Gleichgewicht, das ist auch der Grund, warum die Arbeit so viel Spaß macht. Man bekommt das Beste zweier Welten.

Das Material ist sehr wichtig, da es nicht nur das Aussehen, sondern auch die Funktion beeinflusst.


Warum ist es so schwierig, ein schnittmuster für einen bh zu entwickeln? Hat man irgendwann ausgelernt?


Wir arbeiten mit Millimeterpräzision. Wir konstruieren die Schnitte und schneiden Proben zu, die unsere Nähtechnikerinnen dann zusammennähen. Wir arbeiten eng zusammen. Textile Materialien verhalten sich unterschiedlich, wenn man sie zusammennäht, d. h., dass unter Umständen justiert werden muss, selbst wenn der Schnitt stimmt, damit ein Modell mit den jeweiligen Materialien auch wirklich perfekt passt. Dies gilt auch, wenn wir Schnitte konstruieren. Wir können nicht einfach ein Modell kopieren, wenn wir ein neues Material verwenden. Häufig sind Änderungen des Schnitts und neue Passformarbeit erforderlich. Und nein, man hat nie ausgelernt.

Das Graduieren von BH-Größen ist Präzisionsarbeit.


Wie häufig siehst du deine werke an echten körpern?


Jeden Tag! Jedenfalls an den Tagen, an denen wir Anproben haben, und das ist fast täglich. Wenn wir neue Modelle entwickeln, arbeiten wir mit der Passform immer an einem richtigen Körper. Wir arbeiten nie mit Schneiderpuppen! Wir treffen eine große Anzahl Frauen, die zur Anprobe der Musterstücke kommen, wenn wir an einer neuen Kollektion arbeiten. Es ist wichtig zu sehen, wie ein BH bei möglichst vielen, unterschiedlichen Körpern sitzt. Selbst bei zwei Frauen, die dieselbe Größe haben, sieht der BH anders aus. Es ist eine Gradwanderung. Bei allen Anproben sind wir drei Schnittkonstrukteurinnen immer mit dabei und schauen uns an, wie die Modelle sitzen. Ein BH muss in allen Größen gleichermaßen bequem sein und gut aussehen. Die Frauen dürfen die Musterstücke auch mit nach Hause nehmen und wie gewöhnlich tragen und waschen. Es kann passieren, dass sie anrufen, um zu berichten, dass dies oder jenes passiert ist, oder dass der BH irgendwo zwickt, dann ändern wie die Konstruktion.


Hier in unserer Niederlassung in Borås arbeiten ca. 20 Frauen und wir kennen von jeder die BH-Größe. Fast alle sind mit dabei und tragen die Musterstücke der neuen Modelle. Es kann durchaus passieren, dass eine plötzlich bei der Arbeit ihren Pulli hochhebt, um etwas an dem BH zu kommentieren, den sie gerade trägt. Für uns alle ist das völlig normal, aber für neue Mitarbeiter oder für jemanden, der nur zu Besuch ist, sieht das sicher merkwürdig aus.


„Die Tatsache, dass wir die Musterstücke hier im Haus fertigen, stellt die Qualität sicher, die wir gewohnt sind und halten wollen.”


Bei miss mary werden die musterstücke nach wie vor im haus gefertigt, wie wichtig ist das für deine täglich arbeit?


Sehr wichtig. Dies stellt die Qualität sicher, die wir gewohnt sind und halten wollen.” Wir arbeiten Wand an Wand mit Eivor und Marie (unseren Nähtechnikerinnen). Wir arbeiten eng zusammen und sind voneinander abhängig. Es ist fantastisch, einen Schnitt konstruieren und ein Musterstück zuschneiden zu können, das dann praktisch direkt genäht wird. Ein wahrer Luxus! Ich bin so dankbar, dass dies so ist, anstatt die Schnittmusterteile in die Produktion schicken zu müssen und dann ewig auf das Musterstück zu warten.


Muss man als designer nähen können?


Nein, aber es ist natürlich kein Nachteil. Jeder hat seine Aufgabe und kann mit seiner Kompetenz beitragen, und die Nähtechnikerinnen geben uns auf unsere Modelle wichtiges Feedback. Außerdem hängt es natürlich davon ab, für welches Unternehmen man arbeitet und welche Aufgabe man hat. Für mich ist es in meiner Arbeit ein immenser Vorteil, dass ich nähen kann, selbst wenn ich auf der Arbeit keinen einzigen Stich nähe.


„Hier in unserer Niederlassung in Borås arbeiten ca. 20 Frauen und wir kennen von jeder die BH-Größe.“

Marie-Louise arbeitet mit allen Produktionsschritten, von der Materialwahl und dem Design bis zum Schnitt.


Wie wichtig ist es, dass man sich als designer oder schnittkonstrukteur mit materialien auskennt?


Das ist für beide Rollen sehr wichtig. Man muss dreidimensional denken, ein BH muss Halt bieten. Er hat eine Funktion und dient nicht nur dazu, die Haut zu bedecken. Das stellt hohe Anforderungen daran zu wissen, wie sich ein Material verhält. Ein BH besteht aus unterschiedlichen Arten von Material.


Wie wichtig ist das feedback der kundinnen für euch?


Sehr wichtig. Natürlich wollen wir die Meinung unserer Kundinnen hören. Schließlich möchten wir, dass ihnen unser Design und unsere Passform gefällt. Wir arbeiten für unsere Kundinnen.


Ist der unterschied gross zwischen deinem eigenen geschmack und den stücken, die du entwirfst?


Ja. Als Designerin stehen bei mir immer Miss Marys Kundinnen im Zentrum. Aber natürlich habe ich auch einige persönliche Lieblinge.


Wenn du drei persönliche favoriten wählen dürftest, die du selbst gerne trägst – welche wären das? Sind das nur bhs, die du selbst entworfen hast oder für die du den schnitt konstruiert hast?

Der CONFIDENT mit Schalen aus Spacer-Material ist mein absoluter Favorit. Er ist stilvoll und attraktiv ohne Schnickschnack. Ich persönlich ziehe geformte Schalen mit leichter Wattierung wie diese hier vor. Damit fühle ich mich einfach am wohlsten. Außerdem finde ich die Eigenschaften des Spacer-Materials gut. Fühlt sich angenehm an, die Wattierung lässt die Haut atmen und staut daher die Wärme nicht. Der BH wurde von unserer ehemaligen Designchefin Tarja-Mari entworfen, aber ich habe den Schnitt konstruiert.

Floral Sun Bügel-BH ist das Ergebnis einer exklusiven Designzusammenarbeit mit Lars Wallin.


Ein weiterer Favorit ist FLORAL SUN, den wir in Zusammenarbeit mit Lars Wallin entwickelt haben. Er war für den Entwurf verantwortlich, während Anne sich um den Schnitt und die Passform gekümmert hat. Ich finde beide Farben toll (blau und rot), aber wenn ich wählen müsste, würde ich mit für den roten entscheiden. Die Stickereien und die aufwendigen Details mit Spitzenborte, die unter der Oberkante der Schale hervorschaut, sind einfach wunderschön.

JOY Bügel-BH mit flachen Nähten und leicht wattierten Schalen.


JOY ist mein dritter Favorit. Er ist vollwattiert und daher ganz klar mein Lieblingsmodell. Er hat zwar keine geformten Schalen, aber die Nähte der Schalen sind so flach, dass sie unter der Kleidung kaum auffallen. Er hebt die Büste und verleiht mir eine wirklich tolle Silhouette. Der Schnitt der Schalen ist perfekt. Der Stil ist zeitlos, aber gleichzeitig modern. Joy taucht hier und da als zeitlich begrenzter Saisonartikel in unterschiedlichen Varianten auf. Wir haben ihn zu unterschiedlichen Anlässen beispielsweise schon mit Spitze oder floralen Stoffen bezogen. Ing-Marie ist für Schnitt und Passform verantwortlich, während der Entwurf von Tarja-Mari stammt.


Fünf kurze fragen


T-shirt bh oder schalen mit nähten?


Privat trage ich meist einen T-Shirt BH, aber auf der Arbeit macht es am meisten Spaß, mit Schalen mit Nähten zu arbeiten, da man das Material beliebig variieren und kombinieren kann, und das gefällt mir.


Dezent oder farbenfroh?


Privat trage ich praktisch nur Schwarz, aber auf der Arbeit macht das Arbeiten mit Farben am meisten Spaß.


Bikini oder badeanzug?


Ich trage am Strand gerne Bikinis, aber beruflich arbeite ich lieber mit Badeanzügen.


Body oder bh+miederhose?


Privat und als Designerin ziehe BH + Miederhose vor.


Wattiert oder nicht wattiert?


Privat trage ich meist wattierte Schalen, aber beruflich arbeite ich am liebsten mit nicht-wattierten Schalen, weil dies anspruchsvoller ist und höhere Anforderungen stellt.


Lesen Sie hier mehr in unsere früheren Blog-Artikeln über unsere Designabteilung und die Kunst, einen BH zu kreieren. Wenn Sie Fragen an Marie-Louise oder eine andere Mitarbeiterin aus unserem Designteam haben, nutzen Sie das Kommentarfeld unten.

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