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Marys BH-expertin und die kunst, tragekomfort zu entwerfen
Wie schwierig ist es, einen BH zu entwerfen? Diese Frage können wenige Personen besser beantworten als Miss Marys Schnittkonstrukteurin und Designerin Anne Nero, die seit mehr als 30 Jahren damit arbeitet, Unterwäsche mit perfekter Passform und einmaligem Tragekomfort zu entwickeln. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen.
Anne Nero arbeitet seit fast 10 Jahren in Miss Marys Designabteilung in der Hauptniederlassung im schwedischen Borås. Insgesamt kann sie auf 30 Jahre Erfahrung beim Entwerfen von BHs und Unterwäsche zurückblicken. Bei einem so komplizierten Wäschestück wie einem BH kann man gar nicht genug Erfahrung haben, da man erst im Laufe der Zeit das hierfür erforderliche, spezielle Fingerspitzengefühl entwickelt. Anne ist eine von drei Designerinnen/Schnittkonstrukteurinnen in der Designabteilung, in der auch vier Musterschneiderinnen arbeiten. Wir haben der Designabteilung einen Besuch abgestattet, um ein paar Worte mit Anne darüber zu wechseln, wie es ist, als Unterwäschedesignerin zu arbeiten.
Was macht dir bei deiner Arbeit am meisten Spaß?
Am meisten Spaß macht mir die Produktentwicklung und eine optimale Passform zu finden. Dies ist ein Prozess, der zeitintensiv ist und viel Detailarbeit erfordert – und das liebe ich.
Was hast du gemacht, bevor du bei Miss Mary gearbeitet hast?
Ich arbeite seit ca. 30 Jahren mit Unterwäsche. Bevor ich zu Miss Mary kam, habe ich für andere Kollegen in der Branche gearbeitet, unter anderem sechs Jahre als Direktrice, neun Jahre mit Schnittkonstruktion und sieben Jahre mit dem Fertigen von Probemodellen.
Das Designteam bei Miss Mary. Von links nach rechts: Marie-Louise, Anne und Ing-Marie.
Hier bei Miss Mary hast du zwei Aufgaben – du arbeitest als Designerin und als Schnittkonstrukteurin. Für alle, die den Unterschied nicht kennen, kannst du erklären, welche Aufgaben die jeweiligen Berufe beinhalten?
Als Designerin bei Miss Mary hat man die Aufgabe, attraktive, funktionelle und zeitlose Wäsche zu entwerfen. Man entwirft einen BH mit einem gewissen Stil und Schnitt. Es kommt vor, dass man Stil und Schnitt entwickelt, bevor man ein Material gefunden hat, mit dem man arbeiten will. Manchmal ist es umgekehrt: man findet ein Material, das einen inspiriert und entwirft den BH dementsprechend. Material zu wählen, macht Spaß, da es so viele unterschiedliche Arten und Varianten von Spitzen und anderem Unterwäschematerial gibt. Wir besuchen Messen und suchen nach Stoffen, Spitzen und anderem Material von den besten Lieferanten der Branche. Das Material spielt bei Qualitätswäsche eine sehr wichtige Rolle.
Die Aufgabe der Schnittkonstrukteurin ist es, die bestmögliche Passform zu entwickeln, die der Form und dem Material des Designs entspricht. Der BH soll eine gute Passform haben und gut sitzen. Die Konstruktion soll die Büste heben und Halt bieten. Hoher Tragekomfort ist ein großer Teil von Miss Marys Identität und es ist wichtig, dass die Wäsche angenehm zu tragen und bequem ist.
Was macht dir am meisten Spaß – das Entwerfen oder die Schnittkonstruktion?
Eine schwierige Frage, aber ich würde doch Schnittkonstruktion sagen, weil das eine größere Herausforderung ist. Es ist einfach toll, wenn es einem gelingt, die Kundinnen durch gute Passform und Tragekomfort glücklich zu machen.
„Beim Schnitt haben selbst wenige Millimeter hier oder da enorme Auswirkungen auf die Passform.“
Anne bei ihrer Arbeit als Unterwäschedesignerin und Schnittkonstrukteurin bei Miss Mary.
Du hast mehr als 30 Jahre Erfahrung beim Arbeiten mit BHs, was macht gerade diese Arbeit so interessant?
Bei Fertigen eines BHs sind die Maßtoleranzen sehr gering und können große Bedeutung für das Ergebnis haben. Selbst wenige Millimeter hier oder da haben enorme Auswirkungen auf die Passform. Ich mag die diese genaue Arbeit im Detail, die zum Schluss von großer Bedeutung ist.
Die Designabteilung hat eine voll ausgerüstete Musterschneiderei, in der mehrere Musterschneiderinnen arbeiten, wie wichtig ist dies für deine Arbeit?
Sehr wichtig, und wir arbeiten sehr eng mit den Musterschneiderinnen zusammen. Und es ist ein enormer Vorteil, dass die Musterschneiderei im Haus ist, dadurch bleibt es uns erspart, auf die Probestücke warten zu müssen, was der Fall wäre, wenn wir die Teile nach Tallinn schicken müssten, wo unsere Produktion liegt. So können wir das Ergebnis direkt sehen und haben die Möglichkeit, die erforderlichen Veränderungen vorzunehmen, um eine optimale Passform zu erreichen. Ohne die Musterschneiderei würden wir das nicht schaffen, zumindest würde alles wesentlich länger dauern und wir hätten nicht die Möglichkeit, die hohe Qualität zu halten, die wir heute bieten, wenn die Probemodelle nicht im Haus gefertigt würden.
Du bist selbst eine geschickte, erfahrene Schneiderin und hast als Musterschneiderin gearbeitet, hilft dir dieses Wissen in deiner Rolle als Schnittkonstrukteurin und Designerin?
Ja auf jeden Fall kommt mir diese Erfahrung zugute. Ich kann bereits früh im Prozess bei Konstruktion und Gradieren berücksichtigen, was dies für das Nähen bedeutet. Ich weiß, was in der Produktion möglich ist. Durch dieses Wissen kann ich beurteilen, was im Hinblick auf die Produktentwicklung möglich ist.
Was ist beim Entwerfen von BHs und Unterwäsche am schwierigsten?
Eigentlich ist der gesamte Prozess sehr anspruchsvoll. Jedes Produkt stellt unterschiedliche Anforderungen und es ist eine große Erfahrung erforderlich, damit das Ergebnis wirklich gut wird. Und genau das ist das Fantastische an dieser Arbeit. Trotz der vielen Jahre, die ich in der Branche arbeite, lerne ich immer noch dazu. Ich bin neugierig und teste gern neue Schnitte oder versuche, das Material auf neue Art einzusetzen. Es macht Spaß, sich selbst herauszufordern und seine Neugierde nicht zu verlieren.
Was entwirfst du am liebsten – BHs, Miederhosen oder Bodys?
Alle machen auf ihre Art Spaß, aber BHs finde ich definitiv am interessantesten. Sie sind am kompliziertesten, erfordern enorm viel Genauigkeit und Detailarbeit. Bademode ist jedoch als Abwechslung auch interessant.
Miss Mary ist für Tragekomfort bekannt, wie schwierig ist es, einen Komfort-BH zu entwickeln?
Wir stellen immer hohe Anforderungen an uns selbst, wir wollen ein Produkt entwickeln, hinter dem wir stehen können. Jede Frau kennt das Problem schlechtsitzender BHs, und wenn man eine etwas größere Büste hat, kann das wirklich frustrierend sein. Ich weiß, wovon ich spreche. Um eine hohen Tragekomfort zu erreichen, ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass man das Produkt selbst trägt und damit meine ich nicht, dass man den BH kurz anprobiert, sondern dass man ihn den ganzen Tag lang trägt. Trägt man die falsche Größe, ist selbst der hochwertigste BH unbequem oder schneidet irgendwo ein. Daher ist die richtige Größe das A und O, von dem man beim BH-Kauf ausgehen muss. Wir versuchen mit Material zu arbeiten, das angenehm auf der Haut ist wie z. B. Baumwolle, mit Schnitten, die bequem sind, mit Vollschalen, etwas breiteren Seiten und Rücken als man es von günstigeren Marken gewohnt ist und mit breiten Trägern, die gerne wattiert sein dürfen. Bei Modellen mit schmalen Trägern sind diese bei den größeren Körbchengrößen oft etwas breiter.
„Folgen Sie nicht blind der Größentabelle, probieren Sie so lange, bis Sie einen BH gefunden haben, der wirklich gut sitzt.“
Anne im BH-Atelier im schwedischen Borås mit ihrem Favorit-BH Smooth Lacy.
Welche Ratschläge hast du für du Frauen, die es schwierig finden, den richtigen BH zu finden?
So lange zu probieren, bis sie einen BH gefunden haben, der bequem ist und gut sitzt und sich nicht blind an die Größentabellen zu halten. Selbst wenn wir die gleiche Kleidergröße haben, sind wir doch alle unterschiedlich. Wir haben unterschiedliche Proportionen, Platzierung und Form der Brüste sind unterschiedlich, die Schultern sind unterschiedlich geformt und so weiter. Das ist der Grund, weshalb es so viele Typen von BHs mit so vielen Passformen gibt. Wir sehen bei den Frauen, die zu uns ins Atelier kommen, um die Musterstücke anzuprobieren, dass ein und derselbe BH bei zwei Frauen mit gleicher Größe vollkommen unterschiedlich sitzen kann.
Hast du ein Lieblingsmaterial, mit dem du besonders gerne arbeitest?
Es gibt viele interessante Materialien, mit denen ich gerne arbeite, aber mein Lieblingsmaterial ist Charmeuse. Es ist ein fester Stoff, der jedoch in eine Richtung etwas elastisch ist, und mit dem man fantastisch arbeiten kann. Es bietet Halt und verleiht eine attraktive Form. Außerdem hat es einen zarten Schimmer, was dem Wäschestück einen Hauch von Luxus verleiht.
„Am liebsten arbeite ich mit Charmeuse“
Anne prüft die Spitzenmusterproben der Lieferanten.
Entwirfst du am liebsten BHs mit geformten Schalen oder mit mehrteiligen Schalen mit Nähten?
Mit mehrteiligen Schalen, das ist anspruchsvoller als geformte Schalen. Man kann die Passform für ein optimales Ergebnis beeinflussen und steuern, was vor allem dann wichtig ist, wenn man mit größeren Größen arbeitet.
Welche BH-Typen trägst du selbst?
Privat trage ich am liebsten T-Shirt BHs mit Bügel.
Trägst du selbst Miss Mary Produkte?
Absolut. Immer. Ich trage alle neuen BH-Modelle probeweise. Es ist wichtig, dass man die Modelle selbst trägt, um ein Gefühl für Tragekomfort und Passform zu bekommen und dafür, wie sich der BH anfühlt, wenn man ihn den ganzen Tag getragen hat. Ich trage F-Körbchen und lege Wert auf guten Halt und hohen Tragekomfort. Ich bin meine eigene Kundin und stelle hohe Anforderungen an die Wäsche, die ich trage und entwerfe.
„Ich trage alle neuen BH-Modelle probeweise. Es ist wichtig, dass man die Modelle selbst trägt, um ein Gefühl für Tragekomfort und Passform zu bekommen.“
Annes persönlicher Favorit aus Miss Marys Sortiment ist der T-Shirt BH SMOOTH LACY mit Bügel.
Was ist dein Favorit aus Miss Marys Sortiment?
Ich habe einen ganz klaren Favoriten, mit dem ich selbst gearbeitet habe – SMOOTH LACY mit Bügel. Mit diesem BH bin ich wirklich rundum zufrieden und habe nur Positives über ihn gehört. Selbst trage ich ihn praktisch die ganze Zeit. Er verleiht eine sehr attraktive Silhouette und bietet wirklich fantastischen Halt. Er hat nicht-wattierte Schalen aus festem Material, verleiht eine perfekt runde Form und hebt die Büste an.
Ein anderes von Annas Lieblingsmodellen, mit dem sie gearbeitet hat, ist Floral Sun, das vom schwedischen Designer Lars Wallin entworfen wurde.
Gibt ein bestimmtes Produkt, mit dem du gearbeitet hast, das ganz etwas Besonderes war?
Die erste Visionary-Kollektion, die eine Designzusammenarbeit zwischen Lars Wallin und Miss Mary war, hat unglaublich viel Spaß gemacht und war etwas ganz Besonderes. Es war eine fantastische Herausforderung, weil sich die Kollektion so enorm von unserem herkömmlichen Sortiment unterscheidet, sowohl beim Material als auch bei der Konstruktion. Das Endergebnis war rundum fantastisch. Von allen Produkten, bei denen ich für die Schnittkonstruktion verantwortlich war, die ich aber nicht selbst entworfen habe, ist FLORAL SUN aus der Kollektion einer meiner absoluten Favoriten.
Welchen Rat möchtest du Personen geben, die davon träumen, als Unterwäschedesigner und Schnittkonstrukteur zu arbeiten?
Wenn man Spaß daran hat, auf den Millimeter genau zu arbeiten und schöne Wäsche und Bequemlichkeit zu kreieren, kann dies der richtige Beruf sein. Das Konstruieren von BH-Schnitten lernt man nicht über Nacht, aber wenn man Herausforderungen mag und viel Geduld mitbringt, sind dies perfekte Eigenschaften, die einem in der täglichen Arbeit zugutekommen.
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